Montag, 13. Juli 2015

Salzkammerguttrophy 2015, A-Strecke


Offiziell nicht geschafft. Und doch, ich habe es geschafft. Aber dann kam der Hagel.
Der Hagel war der dritte Dämpfer. Zunächst wurde die Strecke beim Sandlingbach geändert und im 10min verlängert. Dann bekam ich an der Chorinskiklause meine Herzrhythmusstörung mit dem inzwischen bekannten Leistungsverlust. Zum Schluss noch der Hagel. Das war zuviel.
Fazit: Alles gefahren und zufrieden. Aber das nächste mal mit mehr Reserven. Denn irgendwas ist immer. Den optimalen Tag gibt es nicht. Also ein paar Kilo weniger, ein paar Vorbereitungsrennen mehr (bzw. überhaupt welche) und in der Vorbereitung etwas mehr Struktur und Umfang.
Das Wetter war, bis auf das Gewitter am Abend, optimal. Ich fühlte mich gut. Keine Erkältung oder sonstwas.
Um die Engstelle gleich nach 40min mit weniger Wartezeit im Stau zu verbringen stellte ich mich 30min vor dem Start vorne in den Hobbyfahrerblock. Das hat was gebracht. Dass ich dann wie ein tasmanischer Teufel auf Koks den Anstieg bis zur Engstelle hochgehetzt bin weniger. Ich hatte zwar statt 8min nur 20sec Stau, aber für das Überdrehen musste ich in den nächsten Stunden büssen. Schon im zweiten Anstieg zur Hütteneckalm bemerkte ich Krampfneigungen. Die Laufpassage bergab kurz nach der Alm war grenzwertig. Immer am Krampf entlang tastete ich mich vorsichtig die Wurzelpassage runter. Ab dann hatte ich für mehrere Stunden extrem verhärtete Gesässmuskulatur.
Also das nächste mal normal Starten und die Wartezeit an der Engstelle in Kauf nehmen.
Ansonsten ging es normal weiter. Allerdings war das Tempo immer einen Hauch zu langsam. Ich bekam einfach keinen Vorsprung auf meine Marschtabelle. So sollte es den ganzen Tag bleiben und dieses gehetzte Gefühl ist nicht gut bei einem Rennen über mehr als 15h.
Die zweite Schlaufe hinten über Bad Ischl verlief normal. Die Rettenbachabfahrt war trotz sonst trockener Verhältnisse sehr schmierig und rutschig. Also schieben. Die wenigen, die versucht haben zu Fahren gaben es nach ein paar Metern wieder auf. Freiwillig oder durch Sturz. Generell sah ich wieder zuviel Abflüge. Dass die staubtrockenen Schotterabfahrten extrem rutschig sind und vor jeder Kurve starke Waschbretter entstehen, sollte doch inzwischen bekannt sein. Ich bin vorsichtig und ohne jede kritische Situation die Abfahrten runter.
Bei der zweiten Wurzelschiebepassage hinter der Hütteneckalm ging es der Muskulatur wieder gut und als es nach Weissenbach in Richtung Chorinskyklause ging fühlte ich mich ganz gut und hoffte nun etwas Vorsprung rausholen zu können. Aber nach der Versorgung an der Chorinskyklause setzte der Herzkasper ein. Unregelmässige Herzschläge, die Pulsanzeige wird unbrauchbar. Ohne Leistungsmessung könnte ich direkt aufhören, weil auch das Körpergefühl beeinträchtigt ist. Man hat ständig das Gefühl das Herz schlägt bis zum Hals. Jedenfalls glaubte ich nicht mehr ans Finishen und quälte mich nach Hochmuth hoch und zu Fuss den Gamswandtrail runter.
An Bad Goisern vorbei war ganz knapp vor dem Absteigen. Beschissenes Körpergefühl. Komplett am Boden. Ich bin dann einfach weitergerollt und die 25km den See entlang geeiert. Ich hatte keine Ahnung ob ich überhaupt noch einen Höhenmeter schaffen würde.
Die paar kurzen Anstiege vor dem Hallstatter Salzberg gingen aber. Also rein in das Monster. Ich konnte ein paar Kehren fahren und dann begann das Schieben. Oben in den extrem steilen Passagen bin ich dann fast gestorben. Es wollte und wollte nicht aufhören. Grauenhaft. Das Herz spielte komplett verrückt und mein Magen rebellierte. Ich konnte nichts mehr essen. Ab jetzt kam auch noch permanente Übelkeit dazu. Na Vielen Dank. Oben war ich 2min hinter meiner Marschtabelle für die letzte Zeitkontrolle bei 15h:15.
Nach der Abfahrt vom Salzberg, vor den Einstieg in die elend langen Aufstieg zur Rossalm kam die vorletzte Zeitkontrolle mit einem verlockenden Austieg aus dem Rennen in Form eines Schotterwegs runter nach Hallstatt. Dort, links ab, sassen ein paar, die aufgeben hatten im Gras im Schatten. Ach hatten die es schön. Einfach absteigen und Ausruhen. Zum zweiten Mal war ich hauchdünn vor der Aufgabe. Wie sollte ich nur zur Rossalm hoch schaffen? Und dann noch ohne jegliche Zeitreserven? Irgendwie bog das Rad dann doch rechts ab. Also nochmal 3h Quälerei.
Immer an der Grenze ging es nach der Verpflegung den Rossberg hoch. 2 Gel gingen rein und kamen gerade so nicht wieder raus. An sich hätte ich viel mehr Essen müssen. Wenigsten konnte ich noch genügend Iso trinken. Irgendwann war ich oben. Wieder völlig im Arsch. An der Verpflegung Rossalm sassen wieder ein paar Aussteiger. Einer war in der Abfahrt frisch gestürzt, Tapete ab, komplett leerer Blick. Cola gab es auch keine mehr - toll. Runter musste ich sowieso. Also weiter. Die Abfahrt fühlte sich komisch an. Unterzuckerung. Also ganz vorsichtig um die Kurven. Jetzt bloss kein Abflug.
Am See entlang runter zur vorletzten Versorgung verlief wie in Trance. Wenigstens hatten die noch Cola. Mit 5min hinter der Marschtabelle ging es in den letzten Berg. Jetzt nochmal alles geben. Mit 2min hinter der Marschtabelle kam ich oben an. Ich hatte es geschafft. Wegen den 2min nehmen die einen nicht raus. Normalerweise hat man 10min Kulanz an der letzten Kontrolle.
In der Abfahrt begann es dann zu tröpfeln und plötzlich öffnete der Himmel alle Schleusen. Es goss wie aus Eimern und begann zu Hageln. Ich hielt an und zog meine Regenjacke an. Das konnte mich nun auch nicht mehr stoppen. Schliesslich waren es nur noch 50hm. Der Rest ging es bergab bis Bad Goisern.
Völlig konsterniert betrachtete ich die Absprerrung der Strecke an der letzten Versorgung in Gossau. Schon 40 andere sassen und standen in der Halle. Die Strecke war vorzeitig geschlossen worden. Fertig.
Nach 20min fuhr ich dann auf der Strasse im Vollpiss nach Bad Goisern. Komplett gefahren und doch nicht in der Wertung.
Wie gesagt, nächstes Mal mit mehr Reserven. Dann klappt das auch offiziell wieder.
Ich bin jedenfalls zufrieden. Als ich nach 10h völlig kaputt 400m an meinem Hotel vorbeigeeiert bin hätte ich nie gedacht, dass ich noch 6h durchhalte und jeden Berg schaffe.
Wie gesagt, nächstes Mal mit mehr Reserven. Ohne das Zeitlimit im Nacken fährt es sich einfach entspannter.