Freitag, 30. Mai 2014

1:1 Ersatz fürs geklaute Etrex 20

Das hatte ich ganz vegessen zu erwähnen. Das geklaute Etrex 20 habe ich unmittelbar durch ein identisches Modell ersetzt.

Von diesem Teil bin ich begeistert und das Preis-Leistungs-Verhältnis ist unschlagbar.
Nun habe ich für 20sFr eine 32GByte-Karte drin und diverse OpenSource-Maps draufgeladen.
Perfekt.

Donnerstag, 29. Mai 2014

Garmin Edge 510

Das Garmin Edge 500, das ich mir zusammen mit den Stages Powermetern gekauft habe ist ein vollwertiger Radcomputer.

Will man aber die Tracks aufzeichnen um sie z.B. mit Strava zu dokumentieren, so ist die Ungenauigkeit der Positionsbestimmung unter schwierigen Bedingungen sehr lästig.
Der Vergleich mit den Tracks meines Etrex 20 zeigte deutliche Unterschiede. Ursache ist die fehlende, gleichzeitige Ortung über die russischen GLONASS Satelliten.

Daher habe ich mir das Edge 510 zugelegt.
Erste Tests haben die erwartete Verbesserung der Messgenauigkeit klar bestätigt. Der Kauf hat sich gelohnt.
Ob ich die weiteren zusätzliche Features nutze wird sich noch zeigen. Interessant wäre das Aufspielen einer Marathonstrecke um sich während des Marathons an der "Krümelspur" und vor allem dem Höhenprofil, falls das geht, zu orientieren. Bei normalen Touren nutze ich das Etrex 20.

Dienstag, 20. Mai 2014

SCM 400km Brevet, Ittigen, Schweiz



Sechs Tag nach dem 400km Vogesenbrevet ab Freiburg steht das 400km SCM Brevet am Freitag 16.5.2014 auf dem Programm (http://www.swisscyclingmarathon.ch/brevet/index.php)

Schon wieder 400km? Bin ich bekloppt? Offensichtlich. Aber das Vogesenbrevet hatte ich erstaunlich gut verdaut. Also fahre ich um 13:00 auf den Rasthof Grauholz an der A1 nördlich von Bern. Ein idealer Startort mit Hotel, Restaurant, jeder Menge Parkplätzen. Im Rastättenrestaurant findet das Prä-Race Mittagessen statt. Für mich ein Muss um die Organisatoren kennenzulernen. Schliesslich ist das mein erstes Brevet mit dem SCM. Es gibt auch Gelegenheit einige Fahrer zu beschnuppern. Vom leicht fanatischen Leistungsfreak bis zu den lockeren Randonneuren ist alles vertreten.

Kurz vor dem Start erfolgt die Ausgabe der elektronischen Badges für die Kontrollpunkte. Welcher Luxus. Kein Nummern ablesen von Stromkästen und Notrufsäulen, kein Stempel erfragen. Aber auch das Finden der Badgeboxen ist nicht immer trivial. Zumindest, wenn man das Briefing verpasst und sich die Fotos der Standorte nicht genau erklären lässt. Ich frage dem Chef Adi ein Loch in den Bauch. Dann weiss ich Bescheid. Wie ich später noch feststellen sollte hätten andere auch aufpassen sollen.

Pünktlich im 15:00 geht's los. Start Badgen und locker in Richtung Berner Oberland. Richtung W. Das hiess gleich am Anfang ein Vorgeschmack auf das Hauptwetterthema des Brevet: die starke Bise, NO Wind im offenen Gelände mit Stärke 4. Später noch stärker. Ist es kein Regen dann halt der Wind. Irgendwas ist immer.

Gleich am Anfang geht es hoch zum höchsten Punkt, dem ersten Kontrollpunkt bei km 33. Auch hier ist es weniger die Steigung als der Wind der einem zu schaffen macht. Böig und hinterhältig fällt er einen nach jedem schützenden Waldstück oder Häuserzeile an. Eine schlimme Vorahnung nimmt Gestalt an. Das ungeschützte Stück später in der Nacht vom Genfersee hoch nach Biel könnte heftig werden.

Aber zunächst  schon wieder runter an Thun vorbei. Auch die Abfahrt hat es windmässig in sich. Ab Thun in Richtung Frybourg dann dichter und nerviger Berufsverkehr. Das Stück macht wenig Spass. Um 19:00 ist Frybourg erreicht und der Verkehr lässt. Nun geht im wahrsten Sinne in Windeseile Richtung SW. Die Starkbise im Rücken ergab das auf den 50km von Frybourg bis Vevey am Genfersee einen Schnitt über 30kmh. Trotz angezogener Handbremse um Kräfte zu sparen.

Kaum unten im letzten Tageslicht in Vevey angekommen überholt mich eine Vierergruppe. Ich stosse dazu und es geht weiter im Höllentempo das urban dicht besiedelte Ufer des Genfersees entlang. Die Handbremse ist längst gelöst und in der Führung muss ich ganz schön reintreten um meinen Teil zum hohen Schnitt beizutragen. Der liegt trotz Unmengen Ampeln und Massen von Fussgängern in Ausgehstimmung schon wieder über 30kmh.

Am Kontroll- und Verpflegungspunkt in Tolochenaz bei Morges entscheide ich erst mal Pause zu machen. Eine andere Gruppe wird sich schon wieder finden. Das Vereinsheim des Fussballclubs ist noch offen und es sitzen dort noch einige einheimische Jugendliche und andere Fahrer dort drinnen im Warmen. Ich lehne mein Rad an die Wand und geselle mich dazu. Dann mache ich einen grossen Fehler. Ich schlendere die 30m rüber zur Verpflegung ohne mein Rad. Erst später hole ich es nach um die Flaschen aufzufüllen. Als alles für den Kampf mit dem Gegenwind bereit ist und die obligate Biopause absolviert ist der grosse Schock: Das GPS ist weg - geklaut. Von selbst fällt das Teil niemals aus der Halterung. Ausserdem habe ich es noch mit der Handschlaufe am Vorbau gesichert. Und Schlaufe hängt noch einsam am Rad - abgerissen. Komischerweise ist das gleich teure und wesentlich einfacher zu entfernende Garmin Edge 500 noch an seinem Platz.
Alles Schimpfen und Suchen hilft nichts. Ich kann nicht mehr Navigieren. Der erste Gedanke ist Aufgeben und mit dem Versorgungsposten 4h später mit dem Auto zurückfahren. Aber da ist kein Platz drin. Also bettle ich einige Fahrer an. Aus den ca. 10 anwesenden Fahrern erklärt sich schliesslich eine Dreiergruppe Deutscher bereit mich mitzunehmen.

Also fahre ich endlich nach einer Stunde mit dem ganzen Trupp weiter. Verzweifelt versuche ich mir die drei Fahrer im Dunkeln einzuprägen. Was für Schuhe, Trikot- oder Windstopperfarben. Bei dem Durcheinander aus wechselnden Führungen, Gruppen und Einzelfahrern im Dunkeln, Sturm und der anfänglich dichten Folge aus Abzweigungen verdammt schwer. Wenn ich die drei verliere bin ich im Arsch. Sie kennen mich nicht. Ich bin verantwortlich dranzu bleiben. Und nur Lutschen geht auch nicht. Natürlich muss ich auch raus in den Mörderwind. Mehr als einmal hängt sich ein "fremder" Fahrer hinter mich und ziehe mit dem weg ohne zu merken, dass die Drei weiter hinten sind. Man sieht beim Umdrehen ja nur einen Scheinwerfer. Warten, Suchen - ah da sind sie ja. Mal zwei, mal alle drei.

Nach einer Stunde sind wir alleine gegen den Wind von rechts vorne am ankämpfen und arbeiten uns mühsamst nach Norden in Richtung Orbe südwestlich von Yverdon. Die Böen schmeissen einen von einer Welle in die nächste. Aber das geht allen so. Windschatten ist nur stark nach links versetzt etwas spürbar. Aber Vorsicht, es beginnt nun die Zeit der Besoffenen, die mit oder ohne Aufriss nach Hause brettern. Es findet also maximal einer Windschatten. Der Dritten, der schon mitten auf der Strasse fahren müsste, würde innerhalb kurzer Zeit von einem besoffenen Welschen auf den Kühler genommen werden. Und davon gibt es einige. Nicht nur in den Autos, die erst nach zwei weiteren Stunden weniger werden. Sondern auch in den unsäglichen Käffern durch die wir kommen. Da werden wir mehrmals von Suffköpfen angepöbelt, Glasscherben zerdepperter Weinflaschen auf der Strasse drohen mit Plattfüssen. Eventuell liegt es an meinem Frust wegen dem GPS und dem elenden Wind, aber die Gegend kommt sicherlich nicht auf meine Favoritenliste.

Da ich keine Ahnung habe wo wir gerade sind, merke ich den Schwenk der Strecke nach NO nur daran, dass nun der Wind genau von vorne kommt. Davon haben immerhin die drei hinten Fahrenden etwas. Der vorne hat immer noch Arschkarte. So geht es an Yverdon vorbei den Neuenburger See entlang Neuchatel. Entlang dem Neunburgersee führe ich lange und arbeite meine Mitfahrgelegenheit ab. Mir ist bewusst, dass die anderen mich testen. Pause in Neuchatel, heisst es. Ich sehe ein Schild: Neuchatel 23km. Das schaffe ich nicht. 15km vor Neuchatel halten die anderen an einem Getränkeautomaten. Ich haben nichts dagegen. Ich bin platt. Das Cola ist eine Gottesgabe. Zum ersten Mal nach 3:00h gemeinsamem Fahren können wir uns in der Pause etwas beschnuppern. Richtig nette Typen. Zwei Pfälzer und ein Heidelberger. Eine gut gelaunte und eingespielte Truppe.

Zu Beginn der Weiterfahrt gehe ich guten Gewissens erst mal in den Windschatten. Auf dem Weg Richtung Biel am Bielersee entlang lässt der Wind etwas nach. Aber es wird zäh. Die Morgendämmerung baut uns wieder auf. An der Kontrollstelle in Biel wird nochmals kurz Pause gemacht. Ein strahlender Tag hat begonnen. Aber es ist kalt und wir brauchen dringend einen Kaffee und Sandwiches. Als wir schliesslich nach 15 1/2h um 6:30 wieder in Ittigen vor dem Hotel Grauholz ankommen frieren wir zwar bei 4 Grad, aber die Laune ist blendend. Die 7h gemeinsamer Kampf gegen den Wind war hart, aber jetzt ist das Schlimmste geschafft. Es gibt Kaffee aus dem Hotel. Ich vernichte mehrere Sandwiches mit Käse, Schinken und Thunfisch. Adi, the Boss, gibt Tipps. Beim Auto Ballast abwerfen und Trinken und Essen nachfüllen. Was will man mehr.
Ins Auto liegen und ein Nickerchen machen? Nix da.

Nach einer halben Stunde geht es auf die 120km der Schlussschlaufe um den Thunersee. Ich bin schon müde und die Muskeln schmerzen, aber nichts kritisches. Es macht Spass. Nur etwas kürzer könnte die Schlussschlaufe schon sein. Der vormittägliche Einkaufsverkehr in den Ortschaften, vor allem in Thun, erfordert nochmal volle Konzentration. Sonntagsfahrer und Hausfrauen, wehe wenn sie losgelassen. Wir fahren mit dem Messer zwischen den Zähnen.

Das Panorama der Berner Alpen ist grandios. Der Himmel wolkenlos. Auf den Nebenstrassen und den Thunersee entlang geniessen wir die Gegend. Kurz nach dem Wendepunkt Interlaken kommt der letzte Kontrollpunkt. Nun geht es Richtung Ziel. Das Tempo ist deutlich langsamer geworden. Wir sind alle redlich müde. An den Steigungen pushen wir uns aber gegenseitig. Da geht doch noch was. Nochmal die Hektik durch Thun und dann zählt Timo die letzten zehn Kilometer runter. Endspurt die Rampe rauf zum Grauholz.

Geschafft.

Epilog:

Nach dem Abschied von den Gruppengenossen, zwei Stunden Schlaf im Auto plus zwei Energy Drinks geht es heim. Auf der Heimfahrt setzt sich bei mir der Gedanke fest, dass ich doch das 600er Ende Juni fahren könnte. Schliesslich habe ich beide 400er gut überstanden.

Gestern habe ich mich angemeldet.

Mit Schlafpause nach 380km und Hotelübernachtung nach dem Zieleinlauf. Ein Klacks. Lächerlich.
 Ein Tag vorher werde ich mich wieder fragen welcher Bekloppte auf die Idee kam. Aber ich glaube der Brevetvirus hat mich gepackt ...

Donnerstag, 15. Mai 2014

ARA Breisgau 400km Vogesenbrevet



Am Freitag 9.5.2014 um 15:00 viel die Entscheidung. Trotz mehr als durchwachsener Wetterprognose und nach langem Hin und Her: Let's Rock - Let's Roll. Wir fahren das Vogesenbrevet.

Trefpunkt am Samstag morgen ist im Augustiner in Freiburg. Zwischen gestandenen Randonneurs im PBP-Trikot kommt man sich plötzlich recht winzig vor. 400km bei Nacht und (erwartetem) Regen durch die Vogesen? Wer hatte denn diese Schwachsinnsidee?

Um 8:00 ist Start. Ca. 60 Randonneurs rollen nach und nach los. Kein Stress, keine Zeitnahme. Einrollen in kleinen Gruppen auf den Freiburger Radwegen. Wir haben unsere persönliche, ortskundige Eskorte dabei. Luxus pur.

Das Wetter ist bedeckt aber trocken. Der starke SW-Wind bremst aber spürbar. So geht es auf den ersten Hügel zum ersten Kontrollpunkt,dem Vogelsangpass. Bloss den Ball flach halten und die selbstgesetzte Wattlimite nicht überschreiten. Es sind noch ein paar Meter.

Weiter geht es durch die Rheinebene über Breisach nach Frankreich. Immer gegen den Wind. Hinter Neubreisach dreht der Geleitjäger ab. Schade.
Auf km68 bis km120 folgen drei mittelhohe aber garstig steile Vogesen Cols, bevor es runter nach Belfort bei km150 geht. Dazwischen ein Kontrollpunkt in einer Boulangerie. Das Feld ist noch eng zusammen und stehen so 20 Randonneure vor dem Laden. Tolle Stimmung und leckere Teilchen.

Vor Belfort kommen wir in den ersten Regenschauer und fallen prompt auf das altbekannte Spielchen rein. Regen - Stopp und Regenklamotten an - 5min fahren - Regen hört auf - Schwitzen - Anhalten und alles wieder ausziehen. Aber immernoch besser als jetzt schon Dauerregen. Bloss nicht.
Nach dem zweiten Kontrollpunkt in Belfort finden wir dort einen Supermarkt und versorgen uns mit Trinken, Riegeln, Laugenwecken und Wienerli. Wir sitzen immerhin schon 7 1/2 Stunden auf dem Rad.

Eine halbe Stunde später und mit vollem Bauch dauert es einige km bis es wieder rollt. Immerhin geht es jetzt schon bald in Richtung Norden und es hat deutlich weniger Gegenwind. Dafür hat man ständig die immer bedrohlicheren, dunklen Wolkenbänke vor sich, die über den Vogesenhauptkamm fetzen.

Dort hinauf zum höchsten Punkt der Runde geht es nun in langen, steilen Serpentinen. Es regnet immer wieder leicht. Wir bleiben aber stur - keine Regensachen - und haben Glück. Auf dem Ballon de Servance ist der nächste Kontrollpunkt. Eine Markierung im Gras "auf der Passhöhe rechts" muss gesucht werden. 10min später suchen wir noch immer in der windigen Kälte. Ralph, den wir auf dem Weg nach oben überholt hatten, stösst zu uns. Zum Glück kennt er das Brevet und gibt den entscheidenden Tipp. Endlich hatten wir die zu suchende Beschriftung gefunden. Inzwischen froren wir herzhaft.

In der rasanten fast 30km langen Abfahrt sind wir nun zu dritt. Auch die restliche Strecke bis Luxeuil-les-Bains geht es leicht bergab und es rollt sich trotz Gegenwind recht flott. So langsam dämmert es, wir sind 13h und 235km unterwegs. Es wird Zeit für das kulinarische Highlight der Runde. Zuhause akribisch ausgekundschaftet und seit Stunden sehnlichst erwartet: einer der seltenen, französischen McDonalds. Da weiss man was man bekommt. So ein richtige Klo ist auch nicht zu verachten. Wer weiss was einen in den Restaurants der Eingeborenen erwarten würde. 3 "Dublö Tschiesbürgäär" und 4 grosse Colas später verdaue ich leise vor mich hin. Müde oder erschöpft bin ich aber nicht. Weh tut auch nix. Also weiter. Vorher muss aber auf Nacht umgestellt werden. Leuchtweste an, Rücklichter montiert. Und es hat mal wieder angefangen zu regnen. Das ist der erwartete Dauerregen. Ganz bestimmt. Also Vollmontur inkl. wasserdichter Socken und  Überschuhen. Doch siehe da. Als wir in die Nacht fahren regnet es nur noch ganz schwach.

Am benachbarten Kreisel rollt gerade ein 20 Mann starker Trupp, geführt von 2 erfahrenen, befehlsgewohnten Randonneurs heran. Wir bekommen die kurze Diskussion bezüglich Pause mit und sehen die sehnsüchtigen Blicke einiger in Richtung Fastfoodtempel. Aber nix da. Das ist nicht standesgemäss. Ein echter Randonneur ernährt sich von dem was das Land hergibt. "Ins Dorf" ist das Kommando, das wir beim wegfahren noch mitbekommen. Ich sehe 5-Gang-Menus mit Froschschenkel, Schnecken und Schimmelkäse vor mir.

"Im Dorf" sind wir ein paar Kilometer weiter in Saint-Loup-sur-Semouse (km248) auch. 3000 Seelen, abends um 22:00 und es steht freie Kontrolle an. Ich hatte eine Bar in "Zentrum" ergurgelt. Und tatsächlich das Café de Brasserie (oder so ähnlich) hat offen. Der Chefin hinter dem Tresen müssen wir nichts erklären. Sie lächelt und hält den Firmenstempel für die Brevetkarte hoch. Wir waren nicht die ersten Randonneurs heute abend. Zum Glück - bei unseren inexistenten Französischkenntnissen. Drei Cafe und ein dickes Trinkgeld später ging es weiter. Aber Halt, Thomas muss schon wieder auf den Topf. Der war doch gerade erst? Egal. Egal? Von wegen egal ...

Ab jetzt heisst die Devise: Rückenwind. Und: kein Regen. Die Strassen sind nass aber von oben kommt nichts mehr und wir haben die Regenjacken wieder eingepackt. Die Meteorologen haben sich ausnahmsweise mal zu unseren Gunsten getäuscht. Es ist sogar angenehm mild. Es geht 250hm hoch und wieder 150hm runter nach Remiremont bei km275. Hier am Vogesenwesthang müsste es gemäss Wetterprognose kurz vor Mitternacht Bindfäden regnen. Nichts. Nur immernoch regennasse Strasse. Der Regen ist irgendwo vor uns, getrieben vom SW-Wind. Wir werden auch die Berge hochgeweht. Ganz ohne eigene Anstrengung geht es allerdings nicht. Zumal immerwieder Höhenmeter vernichtet werden. Ein ständiges Auf und Ab.

Das eigentliche Problem ist aber die Verdauung von Thomas. Insgesamt 5 mal verschlägt es ihn während der restlichen Runde noch in die Büsche. Ralph möchte einen Gang rausnehmen, weil ihm schlecht ist und lässt uns ziehen. Ich höre in mich hinein. Aber ich fühle mich gut. Lediglich die leeren Trinkflaschen nerven. Kein Brunnen, schon garkeine Tankstelle mit Getränkeautomat, kein Friedhof. Eine einsame, verlassene Gegend diese Vogesen mitten in der Nacht. In Vagney (km290) imernoch nix. Aber die Dorfjugend feiert im Gemeindehaus eine Party. Ich kratze mein Französisch zusammen und frage nach Wasser. Angedudelde Jungfranzosen lachen uns an und aus. Irgenwelche unverständliche Witze werden über mich gerissen. Egal. Die Trinkflasche bekomme ich voll zurück. Eine Geschmacksprobe entkräftet die Befürchtung, dass jemand dem Bosch in die Flasche gepinkelt hat. Zumindest schmecke ich nichts.

Dann fällt die 300km-Marke. 3/4 geschafft. Es läuft. Bei Thomas auch. Er verschwindet mal wieder in den Büschen. Ralph holt uns in diesen Zwangspausen regelmässig wieder ein. Er will aber alleine weiterfahren. Ihm geht es auch nicht sonderlich gut.

Die Trinkflasche ist schon wieder leer, als ich ein paar Zwischengipfel und Dörfer weiter plötzlich meinen Augen nicht traue. Ein Getränkeautomat. Gekühlte Coladosen für einen Euro. Ein Wunder. Die haben ja Strom hier. Das Kleingeld reicht für 5 Dosen. Beide Flaschen wieder voll. Eine Dose auf Ex. Das Leben kann so schön sein.

Nun geht es ernsthaft bergauf zum zweiten und letzten Col über 1000müM. Zum wiederholten Mal verpassen wir eine Abzweigung. Irgendwie foppt mich das GPS immer wieder. Diesmal ist der abzweigende Weg aber auch besonders mickrig. Diesen mehr oder weniger asphaltierten Waldweg sollen wir hoch? Steil geht es hoch in den Wald - kein Licht - kein Laut - nur der Wind. Jeden Moment erwarten wir Wolfsgeheul zu hören. Ist es gesichert, dass Dracula in Rumänien lebt? Radfahren morgens um 2 mitten in der Wildnis. Ziemlich abenteuerlich.

Endlich mündet der Waldweg in eine breitere Strasse und kurz darauf sind wir am Col du Bonhomme bei km 330. Es ist kalt und windig hier oben. Anscheinend ist dies ein Ausflugsziel mit mehreren Restaurants und Hotels. Bei einem ist sogar noch Party im vollverglasten Wintergarten und wir denken, dass dort die Kontrollstelle ist. Nix da, wir werden nicht eingelassen. Beim Anblick der anwesenden Mädels insistieren wir aber auch nicht weiter. Erst beim zweiten Versuch finden wir das richtige Hotel. Bis um 1:00 hätte es hier noch Spaghetti gegeben. Aber um 3:00 ist niemand mehr da. Also kleben wir die ausliegenden Kontrollkleber in die Brevetkarte, ich esse ein paar Riegel, wir machen ein paar Minuten Pause und ziehen uns für die lange, schnelle Abfahrt winddicht an. Wir treffen ein letztes Mal Ralph, der eintrifft als wir gerade losfahren. Die letzten 80-90km warten. Die werden sich noch hinziehen, obwohl keine Berge mehr kommen.

Die Abfahrt runter nach Kayserberg (km355) ist kurvig und schnell. Eine breite Hauptstrasse. Kein Vergleich zum Waldweg auf der anderen Seite des Cols. Langsam nähern wir uns wieder der Zivilisation.
Aber zunächst ist erstmal Mittelalter angesagt. In Kayserberg führt der GPS-Track, dem wir sklavisch folgen, mitten durch die kopfsteingepflasterte Altstadt. Viele hundert Meter Kopfsteinpflaster. Ich sehe nun auf dem GPS, dass es auch eine Umgehungsstrasse gibt, grrr. Dafür können wir an einem Brunnen unsere Trinkflaschen auffüllen.

In schneller Fahrt geht es westwärts. Mit dem Wind im Rücken sogar super schnell. Ausser wir verpassen mal wieder die richtige Ausfahrt an den vielen Kreiseln. Irgendwie habe ich das nicht mehr so ganz im Griff.

Kurz vor dem Rhein biegt die Strecke nach Süden ab in Richtung Rheinbrücke und Grenzübergang bei Breisach. Thomas inspiziert dort gerade ausführlich die Bodenbeschaffenheit hinter ein paar Büschen, als tatsächlich der Lokalmatator morgens um kurz vor 5 angeradelt kommt und uns einfängt. Er ist einfach die Strecke invers abgefahren und hat uns gesucht und gefunden. Auf dem Col de Bonhomme hatten wir unserem Geleitschutz per SMS die bevorstehende Heimkehr signalisiert. Toller Service, tolle Freunde.

Zu dritt geht es nun heimwärts. Das Ganze wird in der Ebene ziemlich zäh. Der ausgeruhte Mitfahrer macht Druck, gibt aber auch brav Windschatten. 5:15h ist man wieder in Doitscheland. Es dauert aber noch eine gute Stunde bis wir nach 22h25min die 418km hinter uns gebracht haben und die Brevetkarten im Ziel, der Shell-Tankstelle gegenüber des Augustiners, abgeben.

Das erste vollwertige Brevet ist geschafft. Ein Raderlebnis der ganz anderen Art. Es hat Lust auf mehr gemacht. Suchtgefahr. Gut dass schon in einer Woche das nächste Brevet ansteht.