Dienstag, 19. Juli 2011

Bad Goisern, Salzkammergut Trophy, A-Strecke, Sa 16.7.2011

Geschafft.
15:17:12
Beide wohlbehalten im Ziel.
Vielen Dank powder. Das fahren im Team haben mir viel geholfen. Und im letzten Teil im Flachen natürlich auch der Windschatten.
Und vielen, vielen Dank an seine Freundin für die tolle Betreuung.

Der Irre ist den Hallstätter Salzberg komplett hochgefahren!!!!
Den Berg muss man gesehen haben um diese Leistung einschätzen zu können. 35% Maximalsteigung. 30% im Schnitt. Und das nach 150km und mehr als 4000 Jehovas.
Das einzige Mal wo er vorausgefahren ist. Ansonsten ist er brav neben mir hergezuckelt.

Es hat riesigen Spass gemacht. Wobei für mich die letzen 4 Stunden ziemlich hart waren.
Jetzt duschen und mit den beiden essen.
Natürlich im schwarzen Strecke-A-Finisher-Trikot.

Aber von Vorne:

In der Nacht hatte es noch ziemlich geregnet. Die Strassen im Dorf waren um 4:30 nur halb abgetrocknet.
Es war schon etwas surreal sich im Dunkeln (kurz) warmzufahren.
Mit 12Grad waren die Temperaturen ok und die Morgendämmerung enthüllte einen nur noch teilweise bewölkten Himmel. Das Wetter sollte ideal werden. Da hatten wir riesiges Glück.
Im Startblock trafen wir uns und powders Freundin machte das Vorher-Foto. Die Nervosität war bei allen gross. Was würde dieser Tag wohl bringen.
Punkt 5:00 dann endlich der Startschuss und im Halbdunkel schlängelten wir uns durch Bad Goisern und in den ersten Berg.
Bei mir stimmten Puls und "Steigwert" gut zusammen. Ich hatte mir ja extra eine Suunto-Uhr mit Steiganzeige gekauft.
Ich war gespannt auf die erste Zwischenzeit oben auf dem ersten Berg. Würden wir Vorsprung auf die feinstzisselierte und zigfach überarbeitete Marschtabelle haben oder von Anfang an einem Rückstand hinterherhecheln.
Dann nach 40min der erste Dämpfer, der uns auf die Schwierigkeiten dieser Strecke einstimmte. Ein ekliger Karrenweg bergauf mit dicken, glitschigen Felsen und Wurzeln. Der zwang alle immer wieder aus dem Sattel und vor uns machte einer den ersten Abgang des Tages. Das konnte ja heiter werden. Alles pitschepatsche nass, schlammig und extrem rutschig.
Nach ein paar hundert Metern war die Passage vorbei und den Rest der ersten 850hm ging es auf normalem Schotter hoch. Oben dann die Erleichterung: 3min Vorsprung. Die Marschtabelle half uns auch später viel. Die ersten 10 Stunden hatten wir immer leichten Vorsprung und wussten die ganze Zeit, dass wir auf Kurs waren.
Auf Schotter 450hm runter und wieder 300 hoch an der Hütteneckalm vorbei ging es in den ersten langen teilweise technischen Downhill. Gleich nach der Hüttenechalm kam die erste 400m lange Wurzel/Felsenpassage des Tages. Es sollten noch viele kommen. Mal länger mal kürzer. Aber alle waren extrem glitschig und meist habe ich brav geschoben. Nur nicht stürzen. Schon das zu Fuss nach unten schlittern war spannend genug. Natürlich war powder da immer schneller. Aber angeblich musste er nie lange auf mich warten.
Hier kam auch das erste körperliche Ausrufezeichen. Übermotiviert wollte ich die Passage so schnell wie möglich runter rutschen/rennen und es begann prompt in den Oberschenkelvorderseiten zu krampfen. Ab dann war ich beim runterschieben betont vorsichtig und hatte ab dann, auch dank Flatters Zauberessig, keinerlei Krampfprobleme.
Dann kamen zwei lange Trailstücke vor und nach der ewigen Wand. So früh am Morgen noch sehr matschig aber mit etwas Vorsicht gut fahrbar. Später am Tag, als wir nochmals da durch kamen war es viel einfacher.
Die Ewige Wand selbst (ein in eine senkrechte Felswand geschlagener Wanderweg) ist langweilig.
Unten im Tal (6min Vorsprung) wartete powders Freundin das erste Mal auf uns. Das erste Mal wurde ich in einem Rennen betreut und verwöhnt. Neben der eigenen Nahrung, die man kennt und die der Magen verträgt, ist der psychologische Effekt immens. Gerade in der 2. Rennhälfte.
Von km 32 bis 110 ging es auf die zweite 2 1/2-mal so lange Runde mit 2100hm verteilt auf 4 lange Anstiege. Teilweise sehr steile Bergaufstücke mit ein paar Schiebepassagen. Bergab immer wieder harte Trails. Vor allem der lange - der Rettenbachtrail - war auf ca 500m ein tolle Bergabklettertour. Ein paar andere wollten das fahren und legten sich prompt ab.
Zum Schluss wieder der Downhill ab Hütteneckalm. Bei der zweiten Passage der Ewigen Wand, gemäss Marschtabelle die Hälfte der Strecke, hatten wir mit 7:29h 6min Vorsprung - Wir können es schaffen!!! Das baute auf. Zumal ich am letzen langen 900Jehova-Anstieg schon kämpfen musste. Das erste Mal musste ich den Puls abfallen lassen. Die zweite Hälfte würde im Kopf entschieden werden und die paar Minuten Vorsprung halfen ungemein.
Unten wartete powders Freundin schon wieder in Weissenbach, das wir insgesamt 3-mal passierten. Nämlich nochmals nach einer "kleinen" 20km Runde. Allerdings mit 600Jehovas und dem zweiten langen Felsen/Wurzeltrail, dem Jochwandtrail. Auch hier haben alle im Wesentlichen geschoben.
Unten bei der dritten Passage in Weissenbach (noch 2min Vorsprung) verabschiedeten wir uns von unserer tollen Betreuerin. Es ging auf die lächerliche Schlussrunde (82km, 2000hm) auf dem sie uns nicht mehr treffen konnte. Dachten wir.
25, fast flache, Überführungskilometer brachten uns den Hällstättersee entlang zum grossen Finale dem Hällstätter Salzberg, der Rossalm und als Schlussanstieg zur Schäferalm hoch. Im Windschatten von powder konnte ich mich immer wieder etwas erholen. Wir liessen es relativ ruhig angehen. Viele Zuschauer sassen in ihren Gärten oder am See und feuerten einen an. Bei km148 erreichten wir den Verpflegungsposten am Strandbad Obertraun. Nur 5min Rückstand auf die Marschtabelle. Wir würden es schaffen und die Moral und Laune waren sehr gut.
Unten am Salzberg passierten wir einen Fahrer, der dort tatsächlich seine, im Rucksack mitgeschleppten, Laufschuhe im Tausch gegen die Bikeschuhe montierte. Sachen gibts.
Der Salzberg ist schon der Hammer. Die untere Hälfte der 540Jehovas, führt auf einem schmalen Wanderweg in Serpentinen hoch, die langsam immer steiler werden. Powder feuerte mich immer wieder an und so schaffte ich es fahrend bis auf die letzten beiden Kehren.
Das war schon sehr steil. Danach ging es auf Asphalt und ein Wiesenpassage kerzengerade in der Falllinie das hier beginnende, etwas "flachere" Hochtal hoch. Ohne Serpentinen waren es teilweise mörderische 35%. Oben kam mir powder entgegen. Er hatte eine Fahrer nach mir gefragt. "Grauer Helm, rotes Trikot?" - "Ja der steht mit Kettenriss unten.". Zum Glück war das ein anderes - bedauernswertes - armes Schwein.
Ab jetzt war es reine Kopfsache. Der Magen wollte nicht mehr und es war ein Balanceakt zwischen Unterzuckerung und Kotzen. 300m tiefer an der nächsten Verpflegungsstelle gab es Cola nur aus der Flasche. Der Depp hatte die Kohlensäure nicht rausgelassen.
Im Nachhinein hätte ich ab hier mit fester Nahrung beginnen sollen. An der letzten Verpflegung habe ich ein Stück Brot gegessen und der Magen hat sich sofort beruhigt.
Zur Rossalm hoch habe ich dann nur noch 2/3 der Anfangssteigleistung gebracht. Am letzten Berg nur noch etwas mehr als die Hälfte. Der Puls ging selten über 135. Es war richtig hart. Ich war zwar schneckenlangsam, aber hatte nie das Gefühl komplett auszufallen. Der Körper war quasi im stabilen Notbetrieb. Mit fester Nahrung im Magen hätte ich normal Trinken können und wäre dort wesentlich besser hochgekommen.
Die ganze Zeit war "nicht ankommen" nie in meinen Gedanken. Im Team fahren ist viel einfacher. Natürlich vor allem dann wenn der Partner stärker ist und einem am Ende Windschatten gibt.
Die letzten Schotterabfahrten gingen auch nicht mehr so gut. Das Bremswaschbrett vor den Kurven tat, vorallem in den Handgelenken und den Rippenenden höllisch weh. Ausserdem hatte ich Schiss vor Erschöpfung einen dummen Fahrfehler zu machen und mich abzulegen.
Nach der vorletzten Abfahrt und kurz vor dem vorletzten Kontrollpunkt stand plötzlich powders Freundin am Wegesrand. Sie war erst 20km mit dem Auto und dann noch ein Stück mit dem Bike uns entgegengefahren. Unglaublich wie einen sowas aufbaut.
Wie gesagt habe ich den letzten Berg langsam aber beharrlich gemeistert. Aber diesen lächerlichen Kackberg werde ich bis an mein Lebensende hassen.
Dort schob vor uns einer und irgendwann überholten wir ihn. Der war wirklich komplett am Ende. Hoffentlich hat er es geschafft. Er wurde von einem der Betreuer auf E-Bikes begleitet. Die haben wir in den letzen beiden Anstiegen mehrmals gesehen. Der hat ihn angesprochen und motiviert. Eine tolle Sache.
Nach der Runtergeeiere nach Gossau inkl. obligatorischen, fiesen Gegenanstiegen kamen wir mit "nur" 20min Rückstand auf die Marschtabelle und 50min Vorsprung auf Kontrollschluss am letzten Kontrollpunkt und Verpflegungsposten in Gossau an. Hier gab Cola aus Bechern - ohne Kohlensäure und warm - eine kulinarische Offenbarung. Ich glaube ich hab 5 volle Becher reingekippt und ein Stück Brot gegessen. Danach ging es wieder besser.
Noch 20km bergab und flach mit 3 Hügelchen mit 150hm dazwischen war die euphorische Schlussstrecke. Das war schon geil.
Die Schlussschleife 5km kreuz und quer um und durch Bad Goisern waren dann der Hammer.
Im Ziel musste ich mich schon ziemlich zusammenreissen. Heulsuse eben.
Umarmungen, Glückwünsche, das obligate Nachherfoto - Geschafft.
Nach der Bikewäsche dann der emotionale Epilog. Das Abholen des schwarzen Strecke-A-Finisher-T-Shirts. Ich habe erwachsene Männer gesehen die ihr Shirt geküsst haben und wie kleine Jungen am ersten Schultag gestrahlt haben. Ich auch.
Abends frassen wir mit anderen Bikern eine Pizzeria leer. Erst Spaghetti und dann Pizza? Ja. Zwei Pizzen nacheinander? Ja.
Geschlafen habe ich sehr gut. Das Aufstehen war allerdings etwas mühsam. Obwohl, ich hatte es mir schlimmer vorgestellt.

Schön war's. Beide ohne Blessuren (obwohl der Hintern von Powder glaube ich ziemlich gelitten hat). Es war mir eine Freude und Ehre mit Powder fahren zu können und gemeinsam unser beider Saisonhöhepunkt zu erleben.

Die 2 Wochen vor der Trophy: Unsicherheit und Selbstzweifel

Das Warten in den letzten 2, fast trainingsfreien Wochen vor der Trophy war hart.

Den ganzen Winter über mehr als 20Wochenstunden trainiert. 3 Trainingslager, mehrere Trainingswettkämpfe und schwere Doppeleinheiten.
Aber auch 2 Wettkämpfe gestrichen, schlechte Wettkämpfe mit Krämpfen und schlechten Zeiten. Das Zielgewicht nicht erreicht.
Würde das reichen?
Verdammt 15h, 210km über 7000hm. Wie kann man so vermessen sein?
Was mir viel half, war der Austausch mit Powder. Aber der war auch aufgeregt und unsicher. Obwohl der doch so viel stärker war. Also würde ich erst recht schlapp machen.
Das bisschen Training das noch erlaubt war reichte auch nicht um sich die Nervosität aus dem Leib zu radeln.
Schlimme, endlose 2 Wochen.
Und natürlich die Wettervorhersage. Meine Güte sieht die schlecht aus. Schnell noch 2.25 Reifen bestellen und aufziehen. Und 4 Wettersites gleichzeitig hypnotisieren.
Endlich am Mittwoch nachmittag, 13.7.2011 ging es nach Bad Goisern. Noch 3 Tage.
Den Donnerstag verbrachte ich mit einer Wanderung den Jochwandtrail hoch. Den runterzufahren sah unmöglich aus. Na toll. Das Carboloading begann. Vitargo, Pasta, Brot.
Freitag dann ein kurzer Warmup. Der Puls und die Steigleistung stimmen. Weiter essen, essen, essen. Die Muskeln sind dick und spannen.
Nachmittags kommt Powder mit Freundin. Man trifft andere Biker auf der Expo. Wir erhalten noch wertvolle Hinweise über schwierige Streckenabschnitte.
Und es beginnt zu regnen. Scheisse. Aber die Wettervorhersage für Samstag ist gut.
Abends früh ins Bett, ohne Chance auf Schlaf. Der Tag X ist da.

Donnerstag, 7. Juli 2011

Die Doppelschläge als Langstreckenvorbereitung

Neben den, eher wenig motivierenden Trainingswettkämpfen, konzentrierte ich mich darauf möglichst oft an zwei aufeinanderfolgenden Tagen eine harte Bergtrainingseinheit plus eine lange Rennradeinheit zu kombinieren. Ziel war es überlange Belastungen zu trainieren wie sie bei normalen Marathons nicht auftreten. Nur so konnte ich mich für die 15Stunden der Trophy wappnen - dachte ich.

Als Trainingsberge kamen der Wildspitz und die Rigi in Frage, da ich hier einerseits mehr als 1000hm lange Anstiege fahren, beide Berge kombinieren und die Anfahrt per Bike bewerkstelligen konnte.
Als Rennradrunde wählte ich jeweils meine lange Standardrunde, die stark koupiert ca. 180km mit 2000hm lang war. Mit der Belastung des Bergtrainings vom Vortag, konnte ich in der Rennradrunde, vorallem im langen Schlussanstieg, meine Grenzen recht gut ausloten. Ich spürte, dass ich zwar langsamer wurde, aber selbst nach kummulierten 14 Stunden immernoch Druck aufs Pedal brachte.

Besagte Doppelschläge fanden am 28.,29.5/2.,3.6./25.,26.6. und 2.7.(Goldrace),3.7 statt.
Zweimal fuhr ich 2*Wildspitz plus Rigi, zweimal "nur" einen Zweispitz. Jeweils die Uphills im "Trophypuls", was mir ein recht genaues Gefühl für das Leistungsvermögen während der ersten 8 Stunden der Trophy vermittelte.
Zwischen den Anstiegen verpflegte ich mich wie üblich an der Tankstelle oder der Migros in Goldau. Die dachten sich sicher ihren Teil, wenn ich an einem Tag bis zu 4 mal auftauchte und Apfelsaft, Eistee und Kekse in Massen vernichtete.
Als Training war das Ganze interessant. Als Tour öde. Alles für die Trophy.

Letzendlich waren es diese Doppeltrainingseinheiten, welche mir eine gewisse Zuversicht für die anstehende Trophy gaben.

Dienstag, 5. Juli 2011

Schleitheim, Goldenrace, 2.7.2011: Neue Strecke, unsichere Bilanz

Das Goldenrace in Schleitheim bin ich schon oft gefahren.
Diesmal war die Strecke komplett neu. 83km, ca. 2500hm, meist Schotter. Aber immer wieder Wurzeltrails und steile Wurzelabfahrten.
Das Wetter war optimal. Ich wollte diesmal voll fahren. Hoffentlich ohne Krämpfe.
Aber irgendwie kam ich nicht auf Touren. Der Puls stimmte, keine Krampfgefühle, ich konnte bis ins Ziel nach 4:20 noch über die Schwelle gehen. Aber ich spürte, dass die Leistung nicht ganz stimmte.
Die Auswertung sollte dies bestätigen. Ca. 5% weniger "Steigleistung" als erhofft und eine etwas entäuschende Zeit. Offensichtlich machte das ganze Langstreckentraining auf "kürzeren" Distanzen und Fahrten im EB-Bereich langsam. Man kann halt nicht alles haben.
Allerdings war der neuen Kurs wirklich gut. Viel mehr Trails, sehr steile Aufstiege und tolle Abfahrten.
Am nächsten Tag kam noch eine lange RR-Einheit in der ich nochmal alles gab und am Ende fast vom Rad kippte.
Damit war die eigentliche Trophyvorbereitung beendet.
Das lange Warten und Zittern begann.