Sonntag, 30. August 2015

Platin Alpenbrevet 2015


Ein fast perfekter Tag.
Fast perfektes Wetter. Fast perfektes Pacing. Kein Herzkasper. Keine Krämpfe.
An sich gibt es garnicht viel zu Erzählen.
Die auf dem Vorbau montierte Marschtabelle ist von den Erfahrungen mit den Wetterkapriolen und dem Fastabbruch von letztem Jahr geprägt. Defensiv. Ich will in die zweite Hälfte mit Reserven gehen.
Zwei Neuerungen im Setup sind weitere Unsicherheiten.
Würde der neue R-Sys Laufradsatz halten? Er fühlte sich recht weich an. Aber der Luftdruck stimmte. Erst am Vortrag von Thomas übernommen war eine echte Erprobung nicht möglich. Ausserdem quietschen die neuen Mavic Bremsgummis erbärmlich laut. Aber sowieso: wer bremst verliert.
Und vor Allem, werde ich die Umstellung auf Eigenversorgung mit Sponsor Competition vertragen? Ich hatte 10 60g Beutel plus 8 Sponser High Energy im Gepäck und werde unterwegs nur Wasser dazu fassen. Immerhin hatte ich das in Magstadt über 8h schon erprobt. Schaumermal.
Als Streber beim Einzelstart angestellt geht es um 6:03 los. Schon mal 3min Vorsprung auf die Marschtabelle. Mühsam ernährt sich das Einhörnchen ...
Bei angenehmen Temperaturen um 15Grad geht es über die Aareschlucht als Aufwärmhügel in den Grimsel.
Am Anfang des Grimsels
Das Lampenfieber weicht der Freude. Gutes Körpergefühl. Mühelos geht es wattgesteuert aufwärts. Ab dem Räterichsbodensee hänge ich die Marschtabelle ab.
oberhalb Räterichsbodensee
Das Loch wegen der dünnen Luft bleibt aus und mit 5min Vorspung geht es nach 2:20min an der Verpflegung vorbei. Ich muss nicht stoppen. Ich bin ja Selbstversorger und habe unten in Oberwald bei meiner Gold-Trainingsrunde einen Brunnen fürs Auffüllen ausspioniert. Nichtmal die Windjacke für die Abfahrt muss ich anziehen. 10Grad oben und in Gletsch schon wieder 14Grad. Schön warm. Später wird es dann noch unschön warm werden.
Die Abfahrt wird vom Misstrauen gegenüber dem LRS und dem Gequietsche der Bremsgummis verlangsamt. Nach dem Auffüllstopp in Oberwald sind es nur noch 1min Vorsprung auf die virtuellen Gegner. Aber wendigstens sind die Gummis nun eingefahren und verstummt.
Kurz vor Ullrichen überholt mich Thomas. Kurze Begrüssung und er muss seiner Gruppe hinterher. Der hat die 45min Rückstand vom Massenstart schon aufgeholt. Eine andere Liga. Alters- und vorallem leistungsmässig.
Der Nufenen läuft gut. Bei Altstafel nach 3:34h 5min Vorsprung und oben auf dem Pass 4:11h und 8min Vorsprung. Sogar schneller als letztes Jahr als ich zu schnell anging. Überpace ich wieder? Vorsicht!!
Zum erstenmal stoppe ich an der Versorgungsstellen und fülle Wasser nach. Je einen Beutel Sponser Competition in die Trinkflaschen, schütteln, fertig. Das Zeugs ist super. Sehr geschmacksneutral und nicht so eklig süss. Man merkt garnicht wieviel das drin steckt. Insgesamt werde ich nur 3 Riegel zusätzlich essen. Und das mehr aus Gewohnheit und und um Standpausen auszunützen.
Mit Fullspeed geht es runter nach Airolo. An das etwas weichere Fahrgefühl des LRS habe ich mich gewöhnt. Trotz Gegenwind und ohne Gruppe liegen 4:43 in Airolo an. Die Entscheidung für Platin ist Formsache. Au weiha, nicht schon wieder. Mit fliegenden Fahnen geht in Richtung Biasca den Stunden des Leidens entgegen.
Dort unten ist es affig heiss, Über 30Grad. Mit vollen Trinkflaschen geht es nach 5:39 mit 6min Vorsprung in Richtung Lukmamier. Aber 60g Pulver pro Flasche sind bei dieser Hitze zu viel. Je mehr ich trinke je mehr Durst bekomme ich. Ich habe mein erstes Loch des Tages. Die Hitze und der Durst machen mich ätzend langsam. Nach einer Stunde finde ich endlich einen Wasserhahn. Mit der 2. Trinkflasche verdünne ich um den Faktor 2. Das ist viel besser. Den Fehler im Stand eine halbe Flasche auf Ex runterzustürzen und einen Herzkasper für den Rest der Strecke zu provozieren mache ich nicht. Trinken nur während der Fahrt und in kleinen Schlucken. So mache ich das auch. Langsam hole ich das Flüssigkeitsdefizit auf. Aber in Olivone habe ich 3min Rückstand. So schnell geht das. Also nochmal Wasser auftanken und den Schaden in Grenzen halten. Bis zum Lukmanierpass stoppe ich noch zweimal mit einigen anderen Überhitzten an Brunnen fülle die Flaschen mit Wasser pur und halte den Kopfe unter den herrlich kalten Wassstrahl und kippe mir das Wasser trin. Einer steht mitsamt den Schuhen ins Wasser. Nur Reinliegen tut niemand. Schliesslich verlasse ich den Verpflegungsposten am Lukmanier Hospiz wieder mit Sponser Trinkflaschen in voller Konzentration und 5min Rückstand. Aber mit Rückenwind in Richtung Disentis sollte doch was drin liegen.
So ist es auch. Ohne Gruppe gibt es zwar keine Spitzengeschwindigkeiten, aber in Disentis habe ich wieder 3min Vorsprung.
Es ist wieder sehr heiss. Und in Richtung Oberalp hat es es starken Gegenwind. Der Oberalp. Das war schon letztes mal die Bitch die mich fast gekillt hat. Ich kämpfe mich den flachen ersten Teil des Oberalps nach Sedrun. Flaschen verdünnen und Kopf unter den Wasserstrahl eines hochwillkommenen Brunnens. Inzwischen Routine. Weiter gegen den Wind bis Tschamutt.
gegen den Wind vor Tschamutt den Oberalp hoch
Der Vorsprung ist wieder weg. Nochmal Luft holen, einen Riegel vernichten und einen Baum wässern. Dann geht es in den steilen Schlussteil des Oberalp. Der Rechtsknick des Strassenverlaufs in die Serpentinen, der einen letztes Jahr in den eisigen Nordwind stellte, brachte diesmal Erleichterung. Bei neutralen Windverhältnissen ging es in die relative Kühle des Oberalp. Trotzdem hatte ich oben schon wieder 3min Rückstand. Die erste richtig lange Pause und ein Becher Cola, den ich sehr vorsichtig und langsam wie heissen Kaffee trank (Stichwort Herzkasper), taten mir gut.
Mit Rückenwind und in der Wärme runter nach Andermatt. Herrlich. Letztes Jahr habe ich mich da noch im Nebel runtergefroren. Der Genussteil der Runde beginnt. Nur noch der Susten. The never ending Susten. Alles, bloss keine Krämpfe.
Durch die Verpflegungsstelle Andermatt geht es ohne Stopp in die Goschenenschlucht. Stau, Vorbeischleichen an Autoschlangen, verschaltet und Kette runter. Der übliche Stress im Baustellenchaos. Ab dem Kreisel Ende Gotthardtunnel ist der Autospuk dann vorbei und ich rolle entspannt und grinsend runter nach Wassen.
Ouverture des Finales - Am Einstieg in den Susten
Nach einem kurzen Stopp ab in den Susten. Genau im Zeitplan und ohne die Kontrollzeit im Nacken, einfach nur geil. Dank sehr verhaltener Fahrweise habe ich keinerlei Probleme mit Krampfgefühlen. In der Mitte mache ich Pause und esse meinen dritten Riegel. Obwohl natürlich ziemlich fertig bin, ist es ohne Zeitdruck richtig locker. Gemütlich an der Tvaellen-Gedächtnis-Hütte Wasser fassen. Ab da fahre ich mit einem Hamburger und wir geben bis zum Gipfeltunnel nochmal etwas Stoff. Der ist richtig euphorisch und zählt die restlichen 400hm lautstark runter. Ansteckend.
Geschafft - Gipfeltunnel Susten
Im Sprint durch den Tunnel. Es ist geschafft. Passfoto, Klamotten an und im Sturzflug runter nach Innertkirchen. Mehr als einmal denke ich an die Horrorfahrt im Starkregen letztes Jahr. Jetzt macht es nur noch Spass.

Die Aareschlucht zu dritt in Toplaune hochgedrückt und ab ins Ziel. Yeah. It's only rock'n roll.
An sich fehlt mir der 6. Pass. Da geht noch was ... Schaumermal.


Montag, 13. Juli 2015

Salzkammerguttrophy 2015, A-Strecke


Offiziell nicht geschafft. Und doch, ich habe es geschafft. Aber dann kam der Hagel.
Der Hagel war der dritte Dämpfer. Zunächst wurde die Strecke beim Sandlingbach geändert und im 10min verlängert. Dann bekam ich an der Chorinskiklause meine Herzrhythmusstörung mit dem inzwischen bekannten Leistungsverlust. Zum Schluss noch der Hagel. Das war zuviel.
Fazit: Alles gefahren und zufrieden. Aber das nächste mal mit mehr Reserven. Denn irgendwas ist immer. Den optimalen Tag gibt es nicht. Also ein paar Kilo weniger, ein paar Vorbereitungsrennen mehr (bzw. überhaupt welche) und in der Vorbereitung etwas mehr Struktur und Umfang.
Das Wetter war, bis auf das Gewitter am Abend, optimal. Ich fühlte mich gut. Keine Erkältung oder sonstwas.
Um die Engstelle gleich nach 40min mit weniger Wartezeit im Stau zu verbringen stellte ich mich 30min vor dem Start vorne in den Hobbyfahrerblock. Das hat was gebracht. Dass ich dann wie ein tasmanischer Teufel auf Koks den Anstieg bis zur Engstelle hochgehetzt bin weniger. Ich hatte zwar statt 8min nur 20sec Stau, aber für das Überdrehen musste ich in den nächsten Stunden büssen. Schon im zweiten Anstieg zur Hütteneckalm bemerkte ich Krampfneigungen. Die Laufpassage bergab kurz nach der Alm war grenzwertig. Immer am Krampf entlang tastete ich mich vorsichtig die Wurzelpassage runter. Ab dann hatte ich für mehrere Stunden extrem verhärtete Gesässmuskulatur.
Also das nächste mal normal Starten und die Wartezeit an der Engstelle in Kauf nehmen.
Ansonsten ging es normal weiter. Allerdings war das Tempo immer einen Hauch zu langsam. Ich bekam einfach keinen Vorsprung auf meine Marschtabelle. So sollte es den ganzen Tag bleiben und dieses gehetzte Gefühl ist nicht gut bei einem Rennen über mehr als 15h.
Die zweite Schlaufe hinten über Bad Ischl verlief normal. Die Rettenbachabfahrt war trotz sonst trockener Verhältnisse sehr schmierig und rutschig. Also schieben. Die wenigen, die versucht haben zu Fahren gaben es nach ein paar Metern wieder auf. Freiwillig oder durch Sturz. Generell sah ich wieder zuviel Abflüge. Dass die staubtrockenen Schotterabfahrten extrem rutschig sind und vor jeder Kurve starke Waschbretter entstehen, sollte doch inzwischen bekannt sein. Ich bin vorsichtig und ohne jede kritische Situation die Abfahrten runter.
Bei der zweiten Wurzelschiebepassage hinter der Hütteneckalm ging es der Muskulatur wieder gut und als es nach Weissenbach in Richtung Chorinskyklause ging fühlte ich mich ganz gut und hoffte nun etwas Vorsprung rausholen zu können. Aber nach der Versorgung an der Chorinskyklause setzte der Herzkasper ein. Unregelmässige Herzschläge, die Pulsanzeige wird unbrauchbar. Ohne Leistungsmessung könnte ich direkt aufhören, weil auch das Körpergefühl beeinträchtigt ist. Man hat ständig das Gefühl das Herz schlägt bis zum Hals. Jedenfalls glaubte ich nicht mehr ans Finishen und quälte mich nach Hochmuth hoch und zu Fuss den Gamswandtrail runter.
An Bad Goisern vorbei war ganz knapp vor dem Absteigen. Beschissenes Körpergefühl. Komplett am Boden. Ich bin dann einfach weitergerollt und die 25km den See entlang geeiert. Ich hatte keine Ahnung ob ich überhaupt noch einen Höhenmeter schaffen würde.
Die paar kurzen Anstiege vor dem Hallstatter Salzberg gingen aber. Also rein in das Monster. Ich konnte ein paar Kehren fahren und dann begann das Schieben. Oben in den extrem steilen Passagen bin ich dann fast gestorben. Es wollte und wollte nicht aufhören. Grauenhaft. Das Herz spielte komplett verrückt und mein Magen rebellierte. Ich konnte nichts mehr essen. Ab jetzt kam auch noch permanente Übelkeit dazu. Na Vielen Dank. Oben war ich 2min hinter meiner Marschtabelle für die letzte Zeitkontrolle bei 15h:15.
Nach der Abfahrt vom Salzberg, vor den Einstieg in die elend langen Aufstieg zur Rossalm kam die vorletzte Zeitkontrolle mit einem verlockenden Austieg aus dem Rennen in Form eines Schotterwegs runter nach Hallstatt. Dort, links ab, sassen ein paar, die aufgeben hatten im Gras im Schatten. Ach hatten die es schön. Einfach absteigen und Ausruhen. Zum zweiten Mal war ich hauchdünn vor der Aufgabe. Wie sollte ich nur zur Rossalm hoch schaffen? Und dann noch ohne jegliche Zeitreserven? Irgendwie bog das Rad dann doch rechts ab. Also nochmal 3h Quälerei.
Immer an der Grenze ging es nach der Verpflegung den Rossberg hoch. 2 Gel gingen rein und kamen gerade so nicht wieder raus. An sich hätte ich viel mehr Essen müssen. Wenigsten konnte ich noch genügend Iso trinken. Irgendwann war ich oben. Wieder völlig im Arsch. An der Verpflegung Rossalm sassen wieder ein paar Aussteiger. Einer war in der Abfahrt frisch gestürzt, Tapete ab, komplett leerer Blick. Cola gab es auch keine mehr - toll. Runter musste ich sowieso. Also weiter. Die Abfahrt fühlte sich komisch an. Unterzuckerung. Also ganz vorsichtig um die Kurven. Jetzt bloss kein Abflug.
Am See entlang runter zur vorletzten Versorgung verlief wie in Trance. Wenigstens hatten die noch Cola. Mit 5min hinter der Marschtabelle ging es in den letzten Berg. Jetzt nochmal alles geben. Mit 2min hinter der Marschtabelle kam ich oben an. Ich hatte es geschafft. Wegen den 2min nehmen die einen nicht raus. Normalerweise hat man 10min Kulanz an der letzten Kontrolle.
In der Abfahrt begann es dann zu tröpfeln und plötzlich öffnete der Himmel alle Schleusen. Es goss wie aus Eimern und begann zu Hageln. Ich hielt an und zog meine Regenjacke an. Das konnte mich nun auch nicht mehr stoppen. Schliesslich waren es nur noch 50hm. Der Rest ging es bergab bis Bad Goisern.
Völlig konsterniert betrachtete ich die Absprerrung der Strecke an der letzten Versorgung in Gossau. Schon 40 andere sassen und standen in der Halle. Die Strecke war vorzeitig geschlossen worden. Fertig.
Nach 20min fuhr ich dann auf der Strasse im Vollpiss nach Bad Goisern. Komplett gefahren und doch nicht in der Wertung.
Wie gesagt, nächstes Mal mit mehr Reserven. Dann klappt das auch offiziell wieder.
Ich bin jedenfalls zufrieden. Als ich nach 10h völlig kaputt 400m an meinem Hotel vorbeigeeiert bin hätte ich nie gedacht, dass ich noch 6h durchhalte und jeden Berg schaffe.
Wie gesagt, nächstes Mal mit mehr Reserven. Ohne das Zeitlimit im Nacken fährt es sich einfach entspannter.

Mittwoch, 11. Februar 2015

Totgesagte leben länger - Wiederbelebung des alten Carbon-Hardtails

Das alte Price Premium Carbon Hardtail habe ich vor 2 Jahren durch das Scott Spark 26" ersetzt. Es wurde ausgeschlachtet, da ein Verkauf als Komplettbike nicht zustandekam. Allerdings hat mich der Rahmen aus seiner dunklen Ecke im Keller immer frecher angegrinst. Aber die DTSwiss XRC 100 Gabel war verkauft. Aber da war ja noch die ultraleichte Ritchey Carbon Starrgabel. Und genau mit der werde ich das Rad wieder aufbauen. Ich hoffe bei ca. 8kg rauszukommen. Die fehlenden Teile habe ich nachgekauft. Das kostete ca. 250sFr. Wenn sich das Bike bewährt upgrade ich eventuell noch auf 10fach-Schaltung. Nach ein paar Testfahrten wird sich zeigen wie sich das bockharte Teil auf Trail anfühlt. Ich fahre ja mit dem Alltagsbike bereits viel Starrbike und kenne das Gefühl. Der Blackforest Ultra bietet sich als Marathon mit dem Rad an. Es ist immerhin 3kg leichter als das Scott Spark (mit Variostattelstütze) und immernoch 2.5kg leichter als das Spark mit normaler Sattelstütze. Eventuell auch Teile der 24h Rennen in Offenburg und Stuttgart. Schaumermal. Wenn ich es aufgebaut und angetestet habe berichte ich darüber.

Freitag, 26. September 2014

Fazit der Saison 2014, Ausblick 2015

Die Saison 2014 ist nun Geschichte. Eine Geschichte mit vielen Höhen und einer Tiefe.
Auf dem Rennrad ist mir alles gelungen was ich mir vorgenommen habe. Auf dem MTB leider nicht.

Die langen Brevets gingen gut.
Aus der als Ziel gesetzten Staffel 200,300,400,600km wurde 200,2*400,600km verteilt auf die Austragungsorte Freiburg (D) und Ittingen (CH). Vor dem 600er-Brevet hatte ich einen Höllenrespekt, aber es war ein tolles Erlebnis. Das Brevetfahren hat mich infiziert und ich werden nächstes Jahr wieder einige bestreiten. Allerdings habe ich mich gegen Paris-Brest-Paris entschieden. Der Aufwand ist mir für nächstes Jahr zu gross und ich will nicht alles andere einem einzigen Ereignis unterordnen das dann eventuell im Sturm und Regen untergeht. Bei den (flachen) Brevets wird das SCM 900er der Höhepunkt sein. Die Veranstaltung kenne und weiss dass sie super organisiert ist. Ich muss nicht eine Woche ins Hotel, sondern bewege mich in heimatlichen Gefilden. Für mich ein optimales Aufwand-Spass-Verhältnis.
Die urigen, minimalistischen Brevets in Freiburg haben einen ganz eigenen Charakter und haben mir ebenfalls gut gefallen. Ganz anders als bei SCM ist man hier völlig auf sich gestellt und fährt durch sehr abgelegene Gegenden. Das 400er Vogesenbrevet und neu das 600er Jurabrevet stehen für 2015 auf der Wunschliste.

RTFs und "normale" Rennradmarathons bin ich zu wenig gefahren. Nur das Amstel Gold Race und der Bodenseemarathon haben geklappt. Entweder kamen Termine oder schlechtes Wetter dazwischen. Ich hoffe das ändert sich nächstes Jahr. Hegau Panorama Tour, Highlander, Arlberg Giro, Züri Metzgete und SURM wären Kandidaten. Vieleicht finde ich auch noch andere.

Der "abnormale" Rennradmarathon, das Platin Alpenbrevet war der Höhepunkt der Saison. Mit letzter Kraft gefinisht. Nächstes Jahr wieder fast ganz oben auf der Liste. Aber dann soll die Leistung bei HM-intensiven Strecken deutlich besser sein.

Neben dem Wetter war diese Schwäche nämlich ein Grund für das Scheitern bei der Salzkammerguttrophy. Natürlich hätte ich es bei normalen Wetterbedingungen ohne den stundenlangen Regen geschafft. Aber mit der Bergform von letztem Jahr hätte ich eben auch bei diesem Hundewetter gefinisht. Diesen Winter werde ich wieder mit normaler Periodisierung und berglastig trainieren. Die umgekehrt, lineare Periodisierung war zwar für die langen Brevets gut, hat aber für höhenmeterträchtige Strecken nichts gebracht. Im Gegenteil.
Nächstes Jahr steht die Trophy ganz oben auf der Prioritätenliste. Da habe ich eine Scharte auszuwetzen.

Das MTB 24h-Rennen als Einzelfahrer in Offenburg war dagegen ein Erfolg. Trotz einer Schwächephase und eines Defekts habe ich es gut gemeistert und meine Leistungsziele voll erreicht. Das Format gefällt mir und ich habe schon für näcstes Jahr gemeldet.

Kleinere MTB Marathons waren letztes Jahr sehr rar. Tegernsee ist wieder ins Wasser gefallen. Blackforest ist ausgefallen. Offenburg ebenso (stattdessen 24h-Rennen). Pfronten und Singen haben terminlich nicht gepasst. Lediglich Bad Wildbad bin ich noch gefahren. Und das war zum Vergessen. Wie oben beschrieben wird ein Ziel für 2015 auf dem MTB wieder deutlich mehr zu machen.

Als neues Ziel für 2015 fasse ich den Einzelstart bei einem 24h-Rennrad-Rennen ins Auge. Vermutlich das Rar.

Das Motto für 2015 könnten also sein:
2*24 + 2*7000 + 900
Je ein 24h-Rennen und ein 7000hm-Marathon auf dem MTB und dem Rennrad. Dazu die Brevets mit dem 900km als Höhepunkt. Dazu verschiedene RR- und MTB-Marathons.
Ob ich das als Ziel setzen kann wird die Terminplanung im Winter zeigen.
Ob ich es schaffen wird in 12 Monaten klar sein.
Stay tuned.

Mittwoch, 27. August 2014

Platin Alpenbrevet 2014


http://www.alpenbrevet.ch/


Zieldurchfahrt nach 14h55min 270km, 7000hm
So sehen Sieger aus? Diese kaputte Witzfigur? Lächerlich.

Trotzdem habe ich mich in diesem Moment als Sieger gefühlt. Als Sieger über mich selbst, über das Wetter und über die Strecke und vor Allem über die vermaledeite Kontrollzeit auf dem Susten.

Ich hatte es geschafft. Trotz der hm-untauglichen Vorbereitung und der schlechten Form . Aber fragt nicht wie ...

Schon im Vorfeld war klar, dass es kein Zuckerschlecken wird. Meine Vorbereitung war dieses Jahr auf die langen aber eher flachen Brevets ausgerichtet. Das hatte auch gut funktioniert. Für die 5 Pässe der Platinrunde war das aber suboptimal. Zusätzlich konnte ich mich in den letzten Monaten nicht aufs Radfahren konzentrieren. Kondition und Gewicht litten darunter.
Aber beim Alpenbrevet kann man sich ja unterwegs noch umentscheiden. Gold sollte in jedem Fall drinliegen. Und dafür hatte ich mit Rainer einen bewährten und zähen Partner.
Nach dem Einzelstart um 6:02 geht es in der Morgendämmerung locker in Richtung Grimsel. Erst mal warm fahren. Dazu hatten wir beide vorher kein einziges Körnchen übrig. Nach ein paar hundert Meter überholt uns der Thomas-Jörg-Express und ward nicht mehr gesehen.
Den Grimsel hoch geht es planmässig. Die Tagesform scheint ok. Natürlich nur im Rahmen der Möglichkeiten, aber immerhin.
Am Grimsel: Auffi muess i, auffi
Oben auf dem Grimsel heisst es erst mal alles anziehen was man hat. Kalt, windig und neblig. Das dauert ewig. Und dann ist Rainer unauffindbar. Eventuell ist er voraus. Ansonsten warte ich am Fuss des Nufenen während ich die Klamotten wieder ausziehe.
Auf trockenen Strasse geht es nach Gletsch runter. Es wird langsam wärmer. In Ulrichen sind die Temperaturen zwar nicht sommerlich, aber immerhin erträglich. Raus aus den Regensachen und warten auf Rainer. Leider nix zu sehen. Notgedrungen geht es ohne ihn weiter. Wenn ich mich für Gold entscheide habe ich alle Zeit der Welt um in Airolo auf ihn zu warten. Aber solange Platin noch eine Option ist, muss ich mich sputen. Oder der Bergfloh ist vor mir. Dann muss ich erst recht los. Wieder auffi, der Nufenen ruft.
Durch die Kleiderstopps bin ich schon 6min hinter der Marschtabelle. Und die ist verdammt knapp in Bezug auf die alles entscheidende Zeitkotrolle auf dem Susten. Aber der ist ja noch so weit weg.
Den Nufenen hoch läuft es gut. Nicht dieser eklige Gegenwind auf der langen Geraden bis zu den Spitzkehren ab Altstafel wie beim letzten Mal. 4min aufgeholt - und weiter geht's den steilen Schlussteil hoch. Oben bin ich wieder in der Zeit und kann ohne grosse Verzögerung nach 90sec Trinkflasche füllen weiter. Runter ins Tessin reicht der Windstopper. Bergab geht es sehr flott vorwärts. Auch hier fehlt der übliche Talwind. Die Sonne scheint. Euphorie kommt auf.  Trügerisch, sehr trügerisch.
Die Abfahrt vom Nufenen verfliegt mit einem 54er Schnitt und nach 4:40 bin ich an der Verpflegung in Airolo. Meine selbstgesetzte Deadline für Platin war 4:50. Damit ist die Entscheidung gefallen. Heute ist wieder Tag der Beknackten und ich fahre Platin. Ab geht's in Richtung Biasca. Die Goldrunde lasse ich links liegen. Viel Glück, Rainer.
Schon nach 2km kommt eine Baustellenampel vor der sich ein Trupp von ca. 20 Platinfahrer sammelt. Trotz der Verzögerung ein Glücksfall. Der harte Kern der Gruppe arbeitet gut zusammen und wir realisieren von hier bis Biasca einen 44er Schnitt. Allerdings gehen mir meine Ablösung ganz schön in Beine.
Nach einer ausgiebigen Pause in Biasca geht es im Bummeltempo in Richtung Lukmanier. Ich will mich etwas erholen. Das kostet allerdings Zeit. Nach 20km mangelt es zusätzlich an Flüssigem. Ich hätte die fast leer 2. Trinkflasche mit Konzentrat auch mit Wasser auffüllen sollen. An einer Tankstelle bei km146 mache ich dann einen entscheidenden Fehler. Gierig trinke ich eine halbe Trinkflasche auf Ex und prompt beginnt die Pulsarhythmie, die mich den Rest der Strecke quälen sollte. An sich harmlos. Aber der Sauerstofftransport ist reduziert. Scheibe. Dabei hätte es besser wissen müssen. Kleine Schlucke, Idiot, kleine Schlucke. 
Der Lukmanier zieht sich ewig. Noch schlimmer als der Susten. Wegen dem holprigen Puls fahre ich vorsichtig weiter. Aber ich fühle mich gut. Zumindest was das Cardiosystem angeht. Die Beine werden gegen Ende des Passes schwer. "Egal, nur noch knapp 2500hm. Peanuts" sage ich zu mir. Glauben tue ich das allerdings selbst nicht.
Oben auf dem Lukmanier bin ich wieder auf die Marschtabelle zurückgefallen. Runter nach Disentis durch Baustellen und alleine gegen den Wind gewinne ich nichts.
Also rein in den Oberalp. Schon wieder so ein flacher Anstieg. Dafür Rückenwind. Aber beides nur am Anfang. Hinter Sedrun beginnt das Drama. Erst bricht der eisige Nordwind durch und dann beginnt der steile Hauptteil des Oberalp. Und die Beine werden so richtig schwer. Langsamer geht nicht mehr, weil das rechte Bein anfängt zu zucken und droht bei noch niedrigeren Trittfrequenzen zu krampfen. Aus dem letzten Loch pfeifend schaffe ich die Passhöhe. Jetzt müsste fertig sein. Ich bin es nämlich.
Aber es wartet ja noch der Susten. Wenn ich nur dran denke ...
Der Wind hat mich 10min gekostet. So komme ich auch nach einer kalten, nebligen Fahrt runter nach Andermatt an der Verpflegung an. Kurze Pause, diesmal bloss genug Trinken fassen. Eine Ladung Gels eingepackt. Die eigenen sind aufgebraucht und feste Nahrung geht nicht mehr. Hoffentlich vertrage ich das fremde Zeugs. Die Schöllenenabfahrt bremst zum Glück wenig. Die Baustellenampeln sind relativ gnädig.
In Wassen in der Einfahrt zum Susten hoch beginnt es zu tröpfeln. Die Wettervorhersage verhiess nichts Gutes für den Pass. Aber jetzt schon? Trotzdem ziehe ich die Regenkleidung aus. Wieder 3min verloren. Anfangs geht es im Zeitplan weiter.
Das Grauen beginnt 800hm vor der Passhöhe. Krampf im rechten Oberschenkel. Erst nach gebührender Wartezeit kann ich wieder weiter. Jetzt wird es wirklich eng. Um 19:45 ist offizieller Kontrollschluss auf dem Susten. Schnipp Schnapp, Nummer ab. Das wollte ich nach dem Regendebakel bei der Trophy auf keinen Fall nochmal erleben.
Einerseits die Kontrollzeit die einen vorwärtstreibt, andererseits das Zucken im rechten Schenkel das zur Vorsicht zwingt. Ein wunderschönes, quälendes und schmerzendes Dilemma.  Egal, weiter.
120hm weiter stehe ich schon wieder mit Krämpfen. Diesmal brauche ich 3 Versuche um ohne Krampf im Wiegetritt weiterzukommen. Ab jetzt versuche ich möglichst oft in den Wiegetritt zu gehen. Das kostet die letzten Kraftreserven. Nach einem weiteren Nothalt kommt der etwas flachere Mittelteil des Anstiegs, den ich zwar langsam aber ohne Krämpfe schaffe. Die Reserve auf die Kontrollzeit ist allerdings entgültig futsch. DNF, ich hör' dir trapsen.
Bei der Motorradfahrerhütte (Tvaellen-Cola-Gedächtnishütte) ist der Regen schliesslich so stark, dass ich die Regenkleidung anziehe. Stimmt ja, der Regen. Den habe ich bis hierher ganz vergessen. Und auf den letzten 400hm kann ich mich auch nur noch vage daran erinnern.
Diese 400hm, wieder ziemlich steil, sind der Hammer. Nur eine lange Rampe, dann zwei Spitzkehren und dann der Tunnel. Lächerliche 4km. Aber ich muss noch 8-mal anhalten. Entweder Krampf oder keine Kraft mehr für Wiegetritt. Oder beides. Viermal hält eines der offiziellen Begleitfahrzeuge und frägt ob sie helfen können. Ob es noch geht. Ich lüge wie gedruckt. Kein Problem, nur ein bisschen Krampf. Irgenwann beim dritten oder vierten Stopp sehe ich auf dem Beifahrersitz des Begleitfahrzeugs einen aufgelesenen trotz dicker Decke vom Schüttelfrost geschüttelten Ausgestiegenen. Ab dann war mir alles egal. Kontrollzeit hin oder her, mit oder ohne Nummer, du fährst da jetzt rauf und dann wieder runter, bis ins Ziel. Basta.
Das half. Zwar bewirkte das Voigtsche "Shut up legs and do what I tell you." nur ein müdes, schiefes Grinsen und den nächsten Krampf, aber langsam ging es weiter.
Endlich, endlich der Tunnel. Null Sicht. Dichte Wolken. Und auf der anderen Seite noch stärkerer Regen.
Nun hiess es Abschied nehmen von der Nummer und der Wertung. Es war 19:53. 8 Minuten zu spät.
Aber als ich zur Versorgungsstelle eiere und ein Cola runterkippe kommt kein seitenschneiderbewehrter Bösewicht auf mich zu. Nix. Nur betriebsames Versorgen schwankender, nasser, zittender Radzombies. Wassnhierlos?
Schliesslich frage ich vorsichtig nach. Zeitnahmematte? Kontrollzeit? Die staubtrockene Antwort: "Keine Matte. Aber wenn du um 20:00 noch hier bist, schneiden wir dir die Nummer ab."
Das ist der absolut geilste Moment. Nicht die Zieldurchfahrt. Nein, genau dieser Moment als ich weiss: nur noch den Susten runter und über den klitzekleinen Hubbel bei der Aareschlucht. Dieser Moment ist die ganz Plackerei wert. Für diese 10sec macht man sowas.
Schnell noch 3 Becher Cola, die Flasche füllen und los. Bloss runter vom elenden Susten.
Dichter Nebel? Starkregen? Ich friere nicht mal. Jedenfalls spüre ich nichts. Jetzt bloss keinen Unfall bauen. Wie auf Eiern ging es in Richtung Meiringen. Aber im Vergleich zu den Kollegen ohne brauchbare Rgenbekleidung, die quasi im Schritttempo den Pass runterschlichen war ich richtig schnell.

Irgendwann bin ich unter der Wolkendecke. Irgendwann wird der Regen schwächer. Irgendwann wird es wärmer. Mich betrifft das nur noch am Rande. Ich muss mich auf die Strasse konzentrieren, beginne über Kreuz zu gucken und leichte Schlangenlinien zu fahren. Irgendwie war ich nicht mehr so ganz frisch. Komisch. Nach einer halben Trinkflasche Cola geht es langsam wieder und ich kann es rollen lassen.
Auf der Ebene und über die Aareschlucht fahre ich schön langsam. Bitte keinen Krampf mehr.
Die 6 Holländer, die sage und schreibe um 19:58 oben am Susten waren und frenetisch von ihren hysterischen Frauen gefeiert wurden, überholen mich noch. Ich gönne es ihnen von Herzen.
Zieldurchfahrt, Becker-Faust. Fertig. Genau, fix und fertig.
"Jetzt reichts. Nie mehr Radfahren." ist dann auch mein Kommentar zu der jungen Dame, die die Nummer abknipst. "Ja, ja. Bis nächstes Jahr." ist die Antwort.

Woher weiss die das?

Sonntag, 29. Juni 2014

Swiss Cycling Marathon, 600km Brevet, Ittigen


So, das wars. Der Höhe- und Schlusspunkt meiner ersten Randonneur-Saison. Gut 35h unterwegs. Davon 24h im Sattel. Nächstes Jahr schauen wir ob noch mehr geht.

Was soll man über so eine Runde berichten? Der Zusatzlader für das Edge, der einen Wackelkontakt hatte und damit das Edge mehrfach zum Abschalten brachte - nervig. Das Gepäck, das wegen eines Kommunikationsfehlers der Hotelreception nur für einen kleinen Teil der Teilnehmer beim Schlafplatz in Mels ankam - nervig. Die Wetterglück. Die netten Leute die man auf und an der Strecke kennengelernt und wiedergesehen hat. Die perfekte Organisation. Tausenderlei und doch nichts.

Das wirklich wichtige spielt sich im Kopf ab. 35h in einer kleinen, ganz persönlichen Welt. Fokussiert und reduziert. Die Fahrt alleine habe ich diesmal gesucht. Irgendwie hat man da seine Ruhe bzw. findet sie. Auch wenn der Windschatten fehlt. Diese innere Ruhe, trotz der Anstrengung und den zeitweisen Schmerzen. Das ist das Eigentliche, die Essenz.

Das Brevet selbst lief praktisch optimal.
Das Wetter ist perfekt. Lediglich für Samstagnachmittag ist Regen angesagt. Kaum Wind.
Von Ittigen bei Bern geht es am Freitagmorgen um 5:00 los. Die ersten kühlen 56 Kilometer bis zum Kontrollpunkt 1 in Langenbruck am Fuss des Jurapässchens Belchen waren gut zum Einrollen und mit den ersten 300hm war man schön warm und entgültig im Brevet angekommen. Der Belchen ist von der Südseite eine eklige Rampe. Schön ruhig. Es geht noch ein Stück.
Dann runter zum Rhein und flussaufwärts bis Koblenz. Zweiter CP bei km127. An jedem CP wird man mit Essen und Trinken vorbildlich versorgt. Nette Standbesatzungen. Elektronisches Badgen, Man kann in Ruhe auf den Topf. Brevet à la Suisse. Teuer und luxuriös. Nicht so einsame Stromhäuschen ohne Alles.
Kurz darauf geht es rüber in den grossen Kanton. Das schöne, aber endlose Steinatal hoch bis Bonndorf. Nächster CP in Ewattingen bei km 180. Grosser Bahnhof. Festzelt, Spaghetti, kalte Getränke, dick belegte Brötchen. Erste längere Pause nach gut 8h. Strahlender Sonnenschein. Noch tut nichts weh und es läuft gut. Aber es ist ja noch nicht mal ein Drittel geschafft. Scheisse. Aber fast die Hälfte bis zur Schlafpause. Das klingt schon besser. Immer schön häppchenweise die Sache angehen.
Dann knapp 60km wieder zurück in die Schweiz. Nächsten Kontrolle in Ramsen. Auf dem Weg dorthin habe ich mich das erste mal bei jemand angeschlossen. Ein Päarchen das garkeines war. Sie, eine Innerschweizerin, war gemäss Nummer auf der 900er Runde. Heiliger Strohsack. Er, Gilles auf der 600er oder 700er Runde. Ich denke: Warum hängt der immer hinten drin und führt nie. Aber nach seiner Erläuterung in Ramsen war alles klar. Wette, Bierlaune, 1200km in den Beinen. An sich ein Fall für den Besenwagen. Aber Ex-Zweitliga-Basketballer und zäh wie Leder. Wir haben uns darauf abgesprochen bis Kreuzlingen zum ausserordentlichen Stopp beim McDonalds gemeinsam zu fahren. Es ist klar, dass er nicht führt. Aber das erwarte ich auch nicht.
Die 30km bis zum Mac werden erstmals zäh. Aber dort gibt es 3 Hamburger und zwei grosse Cola für mich. Genau was ich brauche. Noch kurz 20km bis zum Kontrollpunkt in Frasnacht am Südufer des Bodensees. Nochmal Cola nachkippen, Riegel, belegte Brote. Noch 80km bis zum Bett.
Die wird richtig hart. Ab 9 fahren wir mit Licht. Wir machen noch 2 Zwischenstopps. Kurz vor Mels beginnt es zu regnen, aber wir schaffen es ohne Regenkleidung bis zur Schlafstelle in der Zivilschutzanlage.
Dann das Highlight des Tages. Die Reisetasche fehlt. Von vielen anderen auch. Nach kurzem Geschimpfe wird auf Notbetrieb umgestellt. Man kann es eh nicht ändern. Also kein Duschen, keine Wechselklamotten, kein Schlafsack. Dafür lecker Spaghetti und alle möglichen Getränke. Und man sitzt warm und trocken. Draussen regnet es inzwischen Bindfäden. Um 12 stelle ich den Handywecker auf 4 und lege mich mit 2 Militärdecken ind die Militärhochbetten. Ich als Kriegsdienstverweigerer. Egal.
Um 4 stehe ich "erfrischt" auf. Katzenwäsche und reichlich Kaffee und Frühstück. Dann geht es um kurz vor 5 weiter. Alleine, da Gilles länger schlafen wollte. Er war wirklich kaputt.
Noch 220km liegen vor mir. 11h. Lächerlich. He, nicht übermütig werden. Das Ziehen in den Beinen würgt die Euphorie nach wenigen Kilometer wieder ab. Und da kommt auch schon der Kerenzer Berg mit seinen 300hm. OK, der geht. Oben sind die restlichen 190km definitiv nicht mehr lächerlich. Aber runter in die Linthebene und bis Pfäffikon zum Kontrollpunkt rollt es ganz erträglich.
Zwei Becher Bouillon und zwei Wurstwecken später geht es weiter. Hoch nach Schindellegi und rüber nach Zug. Schindellegi? Da war doch was. 500hm, die letzten 2km mörderisch steil. Und das mit 420km in den Beinen. Und es wird mörderisch. Oben muss ich erst mal stoppen und ein Cola aus dem Rucksack nachkippen. Heiliger Strohsack.
Ziemlich wackelig geht es weiter. Zum Glück im Wesentlichen bergab. Und um den Zugersee rum flach. Die letzten paar Kilometer von Rotkreuz gegen den Wind nach Emmenbrücke sind dann richtig richtig zäh.
Noch  50+35km. 4h.
Aber erst mal Pause. Essen, Trinken, Bouillon. Gerade als ich weiter will kommt Gilles mit einer Gruppe an. Er hat sich gut erholt und seine Gruppe hilft.
Ich fahre erst mal alleine weiter.
Das Auf und Ab, gefühlt an sich immer "Auf", bis Affoltern sind reine Kopfsache. Immer schön weitertreten. Bergauf runterschalten, bergab hoch. Langsam aber sicher.
Nur der immerwieder beginnende Regen nervt. Soll man nun Regenklamotten anziehen oder nicht? Bis auf einmal bleibe ich standhaft. Und da kommt noch während der Umkleideaktion die Sonne durch. Also Kommando zurück und weiter. 3min später tröpfelt es wieder.
In Affoltern im Emmental gibt es als Ergänzungskraftnahrung ... Emmentaler. Was sonst.
Und wieder kommt Gilles als ich weiterfahre. Nach 400m zurück, Trinkflaschen vergessen. Irgendwie bin ich etwas zerstreut.
Endspurt, 10km bergab und dann flach weiter. Gilles holt mich ein. Sie sind nur noch zu zweit. Nach ein paar Kilometer im Windschatten beginnt der Energydrink, den ich für die letzten Kilometer runtergewürgt habe zu wirken. Ich kann auch wieder führen. Zum Schluss kommen noch ein paar Rampen. Die kenne ich vom 400er schon. Eklig. Aber der lange letzte Anstieg in Ittigen selbst geht adrenalinbefeuert wie von selbst. Kurz rüber zur Rasttätte Grauholz. Wir rollen zu dritt durchs Ziel.

Geschafft.

Händeschütteln, Schulterklopfen. Einer fängt vom PBP nächstes Jahr an. Ich sage nichts. Das muss ich mir noch gut überlegen.

Erst mal die Trophy und das Alpenbrevet finishen. Das sind ganz andere Rennen. Höhenmeterschlachten gegen den Kontrollschluss.






Sonntag, 22. Juni 2014

Glaubenbielen und Glaubenberg mit dem RR


Schöne und fordernde Voralpenrunde. Sowohl der Glaubenbielen (Panoramastrasse) als auch der Glaubenberg sind von der Sarnersee-Seite richtig hart. Steil, kaum Flachpassagen, mehr als 1000hm. Richtig hartes Bergtraining. Landschaftlich ist sowohl das Entlebuch als auch der Sarnersee natürlich erste Sahne.