Montag, 24. Juni 2013

Black Forest Ultra Marathon Kirchzarten


Die gute Nachricht zuerst: Die 10. Teilnahme am Blackforest Ultra mit Jubiläums-Gold-Nummer war ein Erfolg und hat spätestens ab km 100 auch richtig Spass gemacht.


Bis dahin gab es aber vor und während dem Rennen einige Momente mit Gefluche und Geschimpfe.

Die Abstimmung gegen den MTBiker in Kirchzarten macht wütend und enttäuscht masslos. Der grösste MTB-Marathon Deutschlands ist in Gefahr. Dem lokalen Bikeverein mit seiner vorbildlichen Jugendabteilung wird der Trail- und Trainingsberg genommen. In diesem Fall wird diese Region für mich zum Sperrgebiet und ich werde dort sicher keinen Euro mehr ausgeben.

Die Messlatte meiner eigenen Zwischen- und Endzeiten der früheren Jahre verunsicherte mich. Immerhin erwartete ich, dass die Vorbereitung und Erholung als B-Wettkampf über eine ganze Woche ein ansprechendes Ergebnis bringen würde. Der Ultra war die Generalprobe für die Trophy.

Hauptärgernis war das Wetter. Mal wieder. Der eine Wetterdienst sagte "trocken", der andere "nass". Der zweite hatte recht. Darin dass es kalt und windig werden würde waren sich beide allerdings einig. Und hatten recht. Wenn der Regengott am Rennen mitfährst sammeln sich die Wolken um ihm zu huldigen. Auf der frühmorgentlichen Anfahrt regnete es zumeist. In Kirchzarten war es zunächst trocken. Zunächst.

Nach dem Abholen der Startunterlagen und dem gemeinsamen Warmfahren ging es in Richtung Start. Jeder in seinen Startblock. Die Stimmung am Start war wetterkonform kühl. Vor Aufregung lag der Puls im Standgas aber trotzdem bei 120. Kurz nach dem Losfahren kam vom Streckenrand die Ultra-typische gute Stimmung rüber. Einmalig. Gibt man den Badensern sonst garnicht.

Die ersten Asphaltkilometer ging ich diesmal verhalten an. Windschatten suchen und langsam auf Touren kommen war die Devise. In den ersten langen Anstieg ging ich daher mit 2min Rückstand auf meine Bestzeitrunde vom Vorjahr. Von Anfang an waren die Schotterwege feucht. Und es begann zu nieseln. Na toll. Das sollte 3/4 der Zeit so weitergehen. Mal stärker, mal schwächer, die Wege wurden immer nasser, rutschiger, teilweise schlammig. Der üble Dreckbeschuss durch den Vordermann beim "Lutschen" war eine Freude. Nicht so extrem wie ein paar Wochen früher, aber Offenburg liess grüssen. Allerdings funktionierte der Spritzschutz an meinem Vorderrad perfekt. Das eigene Bike verschonte mich diesmal.

Tempomässig lief die erste Steigung sehr gut. Puls um die Schwelle, Steigleistung gleich wie im Vorjahr. Oben nach der ersten Stunde immernoch "nur" 2min Rückstand. Trotz dem Bremseffekt der Nässe. Das Rennen war lanciert. Im Nachhinein gesehen einen Hauch übermotiviert ging es weiter. Aber hinterher ist man immer schlauer. Dass ich wegen der hohen Pace in Startdrittel im Schlussdrittel am Rand von Krämpfen Tempo rausnehmen musste, war ein reales Risiko. Aber es lief einfach zu gut.

Aber schon nach der 3 Stunden war klar, dass eine neue Bestzeit nicht drinlag. In der Phase fuhren wir voll im Gegenwind. Egal wie gut man drauf war, das kostete einfach zu viel Zeit und Körner. Auch an den Zeiten der Topfahrer, die sich sicher nicht so wie ich durch die rutschigen Verhältnisse aufhalten liessen, waren im Vergleich zum Vorjahr deutlich langsamer. Die Kälte und das dadurch notwendige vorsichtige Wiederwarmfahren nach einer langen Abfahrt kostete weiter Zeit. Schon da zickten die Oberschenkel gefährlich und ein zu frühes Wiederanziehen des Tempos am Anfang einer Steigung hätte garantiert einen Krampf ausgelöst.

Um so erfeulicher und motivierender war der konstant bleibende Rückstand um die 2min auf die eigene Bestleistung. In Todtnau war ich sogar zeitgleich. Da konnte ich die Steigungen aber schon nicht mehr voll ausfahren ohne Krämpfe zu riskieren. Das blieb bis zum Ende so und ich verlor mehr Zeit als ich im ersten Drittel gut gemacht hatte.

Auf der anderen Seite wurde man immer wieder durch die Zuschauer und Streckenposten angefeuert. Der beste war der Sanitätsposten, der den Ausbilder Schmidt gab. Er schrie uns mit voller Lautstärke an. Schon ewig vorher hörte ich ihn. "Nicht so lahm, ihr macht das alle freiwillig.", "Etwas mehr Eisatz, wird's bald?" usw.
Ich musste bis weit ins Schlussdrittel warten bis ich von irgendeiner Kuh das obligatorische "Sieht gut aus, weiter so." hörte. Nicht zu mir, sondern zu einem abgekämpften, zurückfallenden Fahrer vor mir. Der guckte nur finster und fuhr weiter. Ich riss mich zusammen und sagte nichts zu ihr.
Das zuschauertechnische Highlight war wie immer die "Alpe de Fidlebrugg". Da ging mal wieder die Post ab. Auf dem Pulsmesser auch. Elend steil die Rampe. Und man will da ja nicht im Kriechtempo überholt werden.

Das Fully bewährte sich übrigens auf der ganzen Linie. In den Bergabpassagen war ich schneller und fühlte mich sicherer. Die Waschbretter vor den Schotterkurven rüttelten deutlich weniger, die Wurzelpassagen liessen mich nicht mehr über kreuz gucken. Auch in den flachen und leicht abfallenden, holprigen Drückerpassage sparte das Fully spürbar Zeit und Kraft. Vor allem im letzten Drittel als ich permanent auf die Krämpfe achten musste, war ich froh in diesen Passagen voll im Sattel sitzen zu können und rund zu treten, anstatt immer wieder aufstehen zu müssen und mit entlastetem Sattel fahren zu müssen.

Ab der letzten Verpflegung in Hofsgrund wurde es trocken und die Kür begann. Der Rückstand lag bei 4min. Sehr gut. Bergauf ging es wieder besser. Das Rausnehmen hatte sich gelohnt. Die erste der beiden holprigen Wiesenabfahrten war trocken, die Highspeed- Schotter- und Asphaltabfahrt durch den Wald runter zur Spitzkehre und Vereinigung mit der Marathonstrecke auch. Mit dem Fully eine wahre Freude. Den letzen Anstieg an den ganzen Marathonfahrern vorbei lief dann wie immer bestens. Der Stallgeruch pusht einen ungemein. Die gefährliche Schlussabfahrt war mit dem Fully lächerlich einfach. Kein Horrorgerüttel und Fahren nach Gehör. Andere hatten allerdings weniger Glück. Die Sturzdichte in dieser Schlussabfahrt war wieder hoch.

Im Ziel hatte ich immernoch "nur" knapp 4min Rückstand. Weit besser als ich vor dem Rennen erwartet hatte.

Nach dem Rennen standen wir im Stadion zwischen den vielen, vielen anderen zufriedenen und fröhlichen Bikern zusammen. Wie sich herausstellte hatte ich Glück. Einen doppelten Platten und einen Sturz durch Abschuss durch eine downhilluntaugliche Bikerin mussten wir in unseren Gruppe verzeichnen. Trotzdem waren wir alle guter Laune und zufrieden. Müde und abgekämpft, aber zufrieden lächelnd. Auch die anderen hatten ihre Erwartungen übertroffen.

Ein gelungener Marathonsonntag mit Höhen und Tiefen und positivem Ausgang. Hart aber herzlich. So muss das sein.

Black Forest Ultra. Wenn du überlebst, wir kommen wieder. Nirgendwo sonst ist die Stimmung so gut.


PS.: Sobald ich die Fotos erworben habe, schalte ich noch ein paar Bilder aus der "Best of"-Galerie des Fotoproviders auf.

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